Die Lübeck und Travemünde Marketing GmbH erarbeitete 2017/18 eine neue Strategie, zu der auch eine Wertediskussion zur Markenidentität gehörte, die u. a. Offenheit als wichtigen Bestandteil identifizierte.

Offenheit – da ist das Thema Open Data nicht weit. Und so verwundert es nicht, wenn Christian Martin Lukas, Geschäftsführer der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH, meint: „Ich finde Open Data super. Und punkt.”

Open Data und Lübeck – das passt

„Lübeck war schon immer eine weltoffene Stadt. Das ist Teil unserer DNA. Deshalb passen Lübeck und Open Data auch so gut zusammen. Lübeck mit geschlossenen Daten und Grenzen im Kopf – das ist einfach nicht vorstellbar.“ so Christian Martin Lukas. Die Offenheit sei das Gegenteil von Daten einsperren oder auf den eigenen Daten zu sitzen. Entsprechend verfolgen die Reiseziele Lübeck und Travemünde eine klare Open-Data-Strategie.

Mehr Fokus aufgrund Open Data

Als die Lübeck und Travemünde Marketing GmbH sich intensiver mit der Digitalisierung – speziell Open Data – auseinandersetzte, war dies der Anlass, die eigene Marke von 2009 zu evaluieren und zu überarbeiten.

Die Marke wurde mit dem Markenkern „freudig, lebendig, gelassen“ geschärft. Eine klarere Ausrichtung fand ebenso bei den Zielgruppen und den Produkten statt, indem Leitprodukte und Kompetenzbeweise noch deutlicher herausgearbeitet wurden.

Dieses Vorgehen lag auf der Hand, da aufgrund des Markenkerns, der definierten Produkte und Zielgruppen der Content-Audit sehr fokussiert durchgeführt werden konnte (Welche Daten habe ich eigentlich? Und welche benötige ich?). Basierend auf der Strategie werden nun die Inhalte für die Kanäle konzipiert.

Christian Martin Lukas ist sich sicher: „Es macht einen großen Unterschied, ob bestimmte Inhalte nur für einen einzelnen Ausgabekanal wie ein Printprodukt oder einen Facebook-Post gedacht werden oder ganzheitlicher, also für alle relevanten Kanäle.“ Die ganzheitliche Umsetzung spart Zeit und Geld, da Content mehrfach verwendet wird. Gleichzeitig sind die Inhalte auf den diversen Kanälen konsistent.

Herausforderungen bei Open Data: Weniges ist wirklich neu.

Viele Herausforderungen, die in Bezug zu Open Data genannt werden, haben per sé erst einmal nichts mit Open Data zu tun:

  • So wird oft die Einbindung der Leistungsträger diskutiert. Open Data – und das hiermit einhergehende Stichwort Datenpflege – macht zum aktuellen Zeitpunkt jedoch vor allem deutlich, dass die Abstimmung zwischen den verschiedenen Ebenen generell noch nicht so läuft, wie benötigt.

  • Gleiches gilt für den Punkt, dass alle Akteure konzertiert in die Marke einzahlen müssen. Auch das ist nicht neu, bekommt durch Open Data aber eine stärkere Relevanz.

  • Dass Content-Produktion Geld kostet, war ebenfalls schon immer so, wird gegenwärtig aber ebenso gerne Open Data angelastet.

Open Data ist nicht Schuld an den genannten Herausforderungen. Open Data offenbart jedoch bestehende Schwachstellen in Strukturen oder Kommunikationsprozessen.

Was Christian Martin Lukas demgegenüber als echte Herausforderung rund um das Thema Open Data sieht: die Rechtsprechung. Er selbst würde – entsprechend seiner Marke – gern offener und recht gelassen hiermit umgehen. Aber Offenheit und Gelassenheit sind eben leider oft nicht kompatibel mit der offiziellen Rechtsprechung.

Umsetzung von Open Data in Lübeck

Die wichtigsten touristischen POIs pflegt die Lübeck und Travemünde Marketing GmbH vorerst selbst. Sie möchte dadurch zeigen, wie das funktioniert und was hieraus entsteht. Hierdurch sollen Nachahmer gewonnen und das Thema Open Data soll greifbarer werden.

Dabei gilt: Je relevanter touristische Produkte sind, desto mehr Daten werden benötigt. Von Basisdaten, über Text- und Foto- hin zu Videocontent. Gerade für die Leitprodukte soll der gesamte Content als Open Data zur Verfügung stehen. Denn diese Produkte können nur effektiv vermarktet werden, wenn alle Inhalte überall, für alle Anbieter und Plattformen nutzbar sind.

Sind alle anderen Angebote neben den Leitprodukten und Kompetenzbeweisen von Lübeck datenmäßig jetzt irrelevant? Auf keinen Fall! Lukas meint: „Daten, die wir nicht online stellen, finden teilweise gar nicht statt. Allerdings haben wir auch nicht die Verpflichtung, für alles zuständig zu sein.“ Es gilt deshalb, den eigenen Weg zwischen 100% und 0% zu finden. Und das in Abstimmung mit den Städten und Kommunen, denn auch diese pflegen Daten. Doppelpflege kann hier vermieden werden.

Open Data und Gelassenheit? Ja!

Für Christian Martin Lukas ist wichtig, dass die Bedeutung von Open Data von allen Akteuren verstanden wird. Das Thema Open Data müsse groß gedacht werden, sonst passiere am Ende gar nichts. Dabei ist laut Lukas zu beachten: „Open Data ist ein Prozess. Wichtig ist die Bewegung in die richtige Richtung!“ Hierzu zählt die gemeinsame Vereinbarung, dass Open Data der richtige Weg ist. Denn nur gemeinsam kann man hier etwas bewegen.

Gemeinsam ist dabei nicht auf die eigene Stadt oder Region zu beschränken. Eigenständige Regionallösungen machen den gesamten Prozess schwierig. Deutschlandweite Lösungen sind deshalb ebenso wichtig wie der Austausch untereinander. „Es ist unser Anspruch, dass Lübeck eine individuelle Note behält. Aber am Ende müssen bestimmte Prozesse eben doch Hand in Hand laufen.“, so Lukas.

Bei all der Notwendigkeit für Open Data, die Lukas absolut sieht und mitträgt, spricht er sich – ganz im Sinne seiner Markenwerte – ebenso für etwas mehr Gelassenheit aus: „Keiner stirbt, wenn irgendwo mal die touristischen Daten nicht stimmen. In Zeiten der allgemeinen Aufgeregtheit ist eine positive Fehlertoleranz ein guter Ratgeber.“

Ansprechpartner bei der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH

Lübeck und Travemünde Marketing GmbH
Kristine Honig, Tourismuszukunft

Kristine Honig

Realizing Progress

Kristine Honig ist Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Realizing Progress (früher Tourismuszukunft). Sie berät und unterstützt touristische Unternehmen bei ihrer Strategie, beim Thema Storytelling und bei der Organisation von Barcamps.

Mehr zur Person unter: https://www.realizingprogress.com/kristine-honig